4. Zusammenarbeit mit den Eltern
Die Zusammenarbeit mit den Eltern beginnt beim ersten Kontakt. Mir ist es wichtig, dass wir uns zunächst einmal kennen lernen. Die Eltern sollen mich und meine Tagespflegestelle kennen lernen. Dies kann in einem ruhigen Gespräch außerhalb meiner Öffnungszeiten geschehen. So kann ich mich voll und ganz auf die Eltern konzentrieren. Gern kann das Kind mitgebracht werden. Eine andere Möglichkeit ist ein Besuch der Tagespflegestelle zu den Öffnungszeiten. Ein persönliches Gespräch ist dann nur schlecht möglich, jedoch haben die Eltern dann die Möglichkeit die anderen Kinder und meine Arbeit mit den Kindern kennen zu lernen. Für welchen Weg sie sich entscheiden, bleibt den Eltern überlassen. Die erste Kontaktaufnahme kann telefonisch oder auch per Mail erfolgen. Ein spontaner Besuch ist eher unpraktisch, da ich den ersten Kontakt ungern zwischen „Tür und Angel“ gestalten möchte.
Eine gute Zusammenarbeit ist gleichbedeutend mit einer guten Kooperation zwischen den Eltern und mir. Eine positive gegenseitige Grundhaltung ist wichtig für das Kind.
Gern knüpfe ich den Kontakt zum Jugendamt der Stadt Siegen, des Kreises Siegen-Wittgenstein oder dem Kreis Altenkirchen.
4.1. Betreuungszeiten
Bei den Betreungszeiten richte ich mich nach dem Wunsch der Eltern. Innerhalb meiner Öffnungszeiten kann jegliche Art der Betreungszeit festgelegt werden. Eine Betreuung kann an bestimmten Tagen in der Woche oder regelmäßig an allen Tagen in der Woche erfolgen. Hier kann ich in einem Gespräch oder bei einer Mailanfrage Auskunft geben, welche Betreuungszeiten noch “frei“ sind.
4.2. Eingewöhnung
Die individuelle Eingewöhnung eines Kindes ist die selbstverständliche Voraussetzung für einen guten Übergang von der Familie zur Tagespflege. Das Ziel für das Kind ist eine behutsame Eingewöhnung, dass es die zunächst fremde Umgebung der Tagespflegestelle kennen lernt, zu der Tagespflegeperson Vertrauen fasst und sie als verlässliche und verfügbare Bezugsperson wahrnimmt. Hier arbeite ich daher angelehnt an das „Berliner Modell“. Die Eingewöhnungszeit schwankt zwischen ein und drei Wochen.
4.2.1. Das Beziehungsdreieck
An einer erfolgreichen Eingewöhnung sind mindestens drei Personen beteiligt: Das Kind, die Mutter/der Vater und ich als neue Bezugsperson für das Kind. Beim Kind hat die Vorerfahrung mit der bisherigen Bindungsperson einen Einfluss auf den Verlauf der Eingewöhnung. Sicher gebundene Kinder können ihre emotionale Überforderung offen zum Ausdruck bringen. Daraufhin kann Tröstung erfolgen und das Kind kann sich beruhigen lassen, denn es weiß, dass seine Mutter wiederkommen wird. Auch die Einstellung der Mutter/des Vaters zur Betreuung in der Tagespflege wirkt sich auf das kindliche Verhalten aus. Das „innere Einverständnis“ ist dringend notwendig. Ohr die „innere“ Bereitschaft das Kind „außer Haus“ betreuen zu lassen, wird die Eingewöhnung erschwert oder sogar unmöglich. Eine zögerliche Verabschiedung verursacht beim Kind eine Verunsicherung. Dies kann dazu führen, das das Kind beim Weggang der Mutter/des Vaters protestiert und kann nach dem Abschied häufig nur verzögert oder in geringem Maße spielen. Die Eltern dürfen sich nicht aus der Einrichtung schleichen, ohne sich von ihrem Kind zu verabschieden. Dieses Verhalten vergrößert den Abschiedsschmerz und erschwert die Trennung insgesamt. Das Kind ist durch den unerwarteten Verlust der vertrauten Bezugsperson in der fremden Umgebung stark irritiert und dies kann Ängste auslösen. Gerade die Trennung in der neuen Umgebung braucht positive und verlässliche Erfahrung des Sich-Verabschiedens und des Sich-Wiedervereinens bei der Rückkehr. An einem klaren Abschied kann das Kind aus der Erfahrung heraus bald das Vertrauen auf die Rückkehr der Mutter/des Vaters koppeln. Die immer wiederkehrende Wiederholung dieses Vorgehens gibt dem Kind innere Orientierung, Halt und Vertrauen. Ist das Kind beim Abschied auf dem Arm der Mutter/des Vaters, dann muss die Bezugsperson das Kind übergeben und dem Kind damit signalisieren, das der Wechsel gut und gewollt ist.
4.2.2. Das Berliner Modell
Hier stelle ich das Berliner Eingewöhnungsmodell vor, nach dem ich die Kinder in meiner Tagespflegestelle eingewöhnen möchte. So können Sie sich ein Bild davon machen, wie die „Aufgabenverteilung“ für diese Zeit aussieht.
4.2.2.1. Die Grundphase - Dauer ca. 3 Tage –
Die Mutter (oder der Vater) kommt mit dem Kind zusammen in die Tagespflegestelle (möglichst immer zur gleichen Zeit), bleibt ca. 1 Stunde zusammen mit dem Kind im Zimmer und nimmt danach das Kind wieder mit nach Hause.
Die AUFGABE der ELTERN ist es, "SICHERER HAFEN" zu sein:
• eher passiv
• das Kind auf keinen Fall drängen, sich von ihm zu entfernen
• immer akzeptieren, wenn das Kind ihre Nähe sucht
• möglichst NICHT lesen, stricken oder mit anderen Kindern spielen.
Das Kind muss das Gefühl haben, dass die Aufmerksamkeit der Mutter/Vater jederzeit da ist.
MEINE Aufgabe ist in dieser Zeit:
• Vorsichtige Kontaktaufnahme OHNE ZU DRÄNGEN. Am besten über Spielangebote oder über eine Beteiligung am Spiel des Kindes.
In diesen ersten 3 Tagen KEIN Trennungsversuch !
Am 4.Tag folgt der erste Trennungsversuch:(wenn es ein Montag ist, erst am 5.Tag)
ZIEL: vorläufige Entscheidung über die Dauer der Eingewöhnungsphase:
Einige Minuten nach der Ankunft im Gruppenraum verabschiedet sich die Mutter vom Kind, verlässt den Raum und bleibt in der Nähe.
Die REAKTIONEN des Kindes sind der Maßstab für die Fortsetzung oder den Abbruch dieses Trennungsversuches:
• gleichmütige, weiter an der Umwelt interessierte Reaktionen - bis maximal 30 Minuten Ausdehnung der Trennung.
• Dies gilt auch dann, wenn das Kind zu weinen beginnt, sich aber rasch und dauerhaft von mir beruhigen lässt.
• wirkt das Kind nach dem Weggang der Mutter verstört (erstarrte Körperhaltung) oder beginnt untröstlich zu weinen, so muss die Mutter sofort zurückgeholt werden.
Hinweise für eine kürzere Eingewöhnungszeit :
Klare Versuche des Kindes selbst mit Belastungssituationen fertig zu werden und sich dabei nicht an die Mutter zu wenden, eventuell sogar Widerstand gegen das Aufnehmen, wenige Blicke zur Mutter und seltene oder eher zufällig wirkende Körperkontakte sprechen für eine KÜRZERE Eingewöhnungszeit, d. h.ca.6 Tage.
Hinweise für eine längere Eingewöhnungszeit :
Häufige Blick- und Körperkontakte mit der Mutter und das heftige Verlangen nach Rückkehr der Mutter beim Trennungsversuch am 4. Tag sind Anzeichen für die Notwendigkeit einer LÄNGEREN Eingewöhnungszeit, d. h. ca. 2-3Wochen. Mit dein nächsten Trennungsversuch muss einige Tage gewartet werden.
4.2.2.2. Stabilisierungsphase:
Ab dem 4 Tag kann der erste Trennungsversuch stattfinden. Sollte dieser Tag ein Montag sein, so findet der erste Trennungsversuch am Dienstag statt. Einige Minuten nach der Ankunft verabschiedet sich die Mutter/Vater. Das Elternteil sollte sich in der Nähe der Einrichtung aufhalten. Reagiert das Kind gleichmütig und weiter interessiert, kann dieser erste Trennungsversuch auf 30 Minuten ausgedehnt werden. Auch wenn das Kind zu weinen beginnt, sich aber erfolgreich trösten lässt, wird die Trennungszeit eingehalten. Wirkt das Kind verstört oder lässt sich absolut nicht trösten, muss das Elternteil zurückgeholt werden.
• Ich werde von der Mutter die Versorgung des Kindes übernehmen:
- Füttern
- Wickeln
- sich als Spielpartner anbieten
• die Mutter überlässt es jetzt immer öfter mir auf Signale des Kindes zu reagieren und hilft nur noch, wenn das Kind mich noch nicht akzeptiert.
Nur wenn das Kind sich beim Trennungsversuch am 4. Tag von mir trösten ließ bzw. gelassen auf die Trennung reagiert, sollte die Trennungszeit am 5. Tag ausgedehnt werden. Am 5. und am 6. Tag ist die Anwesenheit der Mutter in der Tagespflegestelle notwendig, damit sie bei Bedarf in das Spielzimmer geholt werden kann.
Wenn sich das Kind am 4. Tag nicht trösten ließ, sollte die Mutter am 5. und am 6. Tag mit ihrem Kind wie vorher am Gruppengeschehen teilnehmen und je nach Verfassung des Kindes am 7. Tag einen erneuten Trennungsversuch machen.
Ganz besonders wichtig ist es, dass sich die Mutter, wenn sie den Raum verlässt, vom Kind verabschiedet, indem sie ein Zeichen gibt oder kurz ein Wort an es richtet und sich nicht „davonschleicht“. Die Mutter kann bei der ersten Trennung ihre Tasche, Jacke oder Ähnliches im Raum lassen, um so dem Kind zu zeigen, dass sie bald zurückkommt. Vom vierten Tag an sollte ein Abschiedritual eingeführt werden, das in Zukunft immer eingehalten werden sollte.
4.2.2.3. Schlussphase:
Die Mutter halt sich nicht mehr bei mir auf, ist jedoch erreichbar, falls die Tragfähigkeit der neuen Beziehung zu mir noch nicht ausreicht, um das Kind in besonderen Fällen aufzufangen.
• Die EINGEWÖHNUNG ist beendet, wenn das Kind die Erzieherin als "SICHERE;
BASIS" akzeptiert hat und sich von ihr trösten lässt.
• Dies ist z. B. dann der Fall, wenn das Kind gegen den Weggang der Mutter protestiert (Bindungsverhalten zeigt), sich aber schnell von der Erzieherin trösten lässt und in guter Stimmung spielt.
4.2.3. Trennungsangst ?
Gemeinsam schaffen wir durch diese Form der Eingewöhnung, dass es nicht zu Trennungsängsten beim Kind kommt. Aber Nicht nur beim Kind kann es zu Trennungsangst kommen. Für Eltern kann die Eingewöhnung eine emotionale Belastung und Anspannung sein. Die Betreuung in der Kindertagespflege schützt die Mutter keineswegs vor der Entwicklung von mütterlichen Trennungsängsten, vor emo-tionaler Überforderung, vor Neid und Eifersucht gegenüber der Tagespflegeperson. Dem Wunsch der Mutter, die Tagespflege-person möge ihr Kind liebenswert finden, ihm zugeneigt sein, es mütterlich behandeln, ihm Sicherheit bieten und auch körperliche Nähe zeigen, steht eine ängstliche Frage gegenüber: Wird die Tagespflegeperson eine so intensive Bindung zu meinem Kind eingehen, wie sie doch eigentlich nur mir, der Mutter, zusteht? Gerade die Anziehungskraft der Kindertagespflege, die Kontinuität der Bezugsperson und die kleine Gruppenstruktur können zu einer emotionalen Belastung für die Eltern werden. Tritt ein solcher Fall ein, so ist ein Gespräch darüber sehr hilfreich – scheuen Sie sich nicht mich anzusprechen.