Gestaltung der Eingewöhnung
Jede Eingewöhnungzeit ist für ein Kind ein sehr individueller Prozess. Ein starres Muster, nachdem man immer verfahren kann, gibt es nicht.
Ich möchte die individuellen Bedürfnisse Ihres Kindes berücksichtigen. Hier sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit Ihrem Kind von großer Bedeutung. Hat es zum Bespiel schon Erfahrungen damit gemacht, das es bei anderen "Personen" gut aufgehoben ist. Auch das Alter des Kindes spielt eine Rolle.
Die Grundphase - Dauer ca. 3 Tage –
Die Mutter (oder der Vater) kommt mit dem Kind zusammen in die Tagespflegestelle (möglichst immer zur gleichen Zeit), bleibt ca. 1 Stunde zusammen mit dem Kind im Zimmer und nimmt danach das Kind
wieder mit nach Hause.
Die AUFGABE der ELTERN ist es, "SICHERER HAFEN" zu sein:
• eher passiv
• das Kind auf keinen Fall drängen, sich von ihm zu entfernen
• immer akzeptieren, wenn das Kind ihre Nähe sucht
• möglichst NICHT lesen, stricken oder mit anderen Kindern spielen.
Das Kind muss das Gefühl haben, dass die Aufmerksamkeit der Mutter/Vater jederzeit da ist.
MEINE Aufgabe ist in dieser Zeit:
• Vorsichtige Kontaktaufnahme OHNE ZU DRÄNGEN. Am besten über Spielangebote oder über eine Beteiligung am Spiel des Kindes.
In diesen ersten 3 Tagen KEIN Trennungsversuch !
Am 4.Tag folgt der erste Trennungsversuch:(wenn es ein Montag ist, erst am 5.Tag)
ZIEL:vorläufige Entscheidung über die Dauer der Eingewöhnungsphase:
Einige Minuten nach der Ankunft im Gruppenraum verabschiedet sich die Mutter vom Kind, verlässt den Raum und bleibt in der Nähe.
Die REAKTIONEN des Kindes sind der Maßstab für die Fortsetzung oder den Abbruch dieses Trennungsversuches:
• gleichmütige, weiter an der Umwelt interessierte Reaktionen - bis maximal 30 Minuten Ausdehnung der Trennung.
• Dies gilt auch dann, wenn das Kind zu weinen beginnt, sich aber rasch und dauerhaft von mir beruhigen lässt.
• wirkt das Kind nach dem Weggang der Mutter verstört (erstarrte Körperhaltung) oder beginnt untröstlich zu weinen, so muss die Mutter sofort zurückgeholt werden.
Hinweise für eine kürzere Eingewöhnungszeit :
Klare Versuche des Kindes selbst mit Belastungssituationen fertig zu werden und sich dabei nicht an die Mutter zu wenden, eventuell sogar Widerstand gegen das Aufnehmen, wenige Blicke zur Mutter und seltene oder eher zufällig wirkende Körperkontakte sprechen für eine KÜRZERE Eingewöhnungszeit, d. h.ca.6 Tage.
Hinweise für eine längere Eingewöhnungszeit :
Häufige Blick- und Körperkontakte mit der Mutter und das heftige Verlangen nach Rückkehr der Mutter beim Trennungsversuch am 4. Tag sind Anzeichen für die Notwendigkeit einer
LÄNGEREN Eingewöhnungszeit, d. h. ca. 2-3Wochen. Mit dem nächsten Trennungsversuch muss einige Tage gewartet werden.
Stabilisierungsphase:
Ab dem 4 Tag kann der erste Trennungsversuch stattfinden. Sollte dieser Tag ein Montag sein, so findet der erste Trennungsversuch am Dienstag statt. Einige Minuten nach der Ankunft verabschiedet
sich die Mutter/Vater. Das Elternteil sollte sich in der Nähe der Einrichtung aufhalten. Reagiert das Kind gleichmütig und weiter interessiert, kann dieser erste Trennungsversuch auf 30 Minuten
ausgedehnt werden. Auch wenn das Kind zu weinen beginnt, sich aber erfolgreich trösten lässt, wird die Trennungszeit eingehalten. Wirkt das Kind verstört oder lässt sich absolut nicht
trösten, muss das Elternteil zurückgeholt werden.
• Ich werde von der Mutter die Versorgung des Kindes übernehmen:
- Füttern
- Wickeln
- sich als Spielpartner anbieten
• die Mutter überlässt es jetzt immer öfter mir auf Signale des Kindes zu reagieren und hilft nur noch, wenn das Kind mich noch nicht akzeptiert.
Nur wenn das Kind sich beim Trennungsversuch am 4. Tag von mir trösten lässt bzw. gelassen auf die Trennung reagiert, sollte die Trennungszeit am 5. Tag ausgedehnt werden. Am 5. und am 6. Tag ist die Anwesenheit der Mutter in der Tagespflegestelle notwendig, damit sie bei Bedarf in das Spielzimmer geholt werden kann.
Wenn sich das Kind am 4. Tag nicht trösten ließ, sollte die Mutter am 5. und am 6. Tag mit ihrem Kind wie vorher am Gruppengeschehen teilnehmen und je nach Verfassung des Kindes am 7. Tag einen erneuten Trennungsversuch machen.
Ganz besonders wichtig ist es, dass sich die Mutter, wenn sie den Raum verlässt, vom Kind verabschiedet, indem sie ein Zeichen gibt oder kurz ein Wort an es richtet und sich nicht „davonschleicht“. Die Mutter kann bei der ersten Trennung ihre Tasche, Jacke oder Ähnliches im Raum lassen, um so dem Kind zu zeigen, dass sie bald zurückkommt. Vom vierten Tag an sollte ein Abschiedsritual eingeführt werden, das in Zukunft immer eingehalten werden sollte.
Schlussphase:
Die Mutter hält sich nicht mehr bei mir auf, ist jedoch erreichbar, falls die Tragfähigkeit der neuen Beziehung zu mir noch nicht ausreicht, um das Kind in besonderen Fällen aufzufangen.
• Die EINGEWÖHNUNG ist beendet, wenn das Kind die Erzieherin als "SICHERE“
BASIS" akzeptiert hat und sich von ihr trösten lässt.
• Dies ist z. B. dann der Fall, wenn das Kind gegen den Weggang der Mutter protestiert (Bindungsverhalten zeigt), sich aber schnell von der Erzieherin trösten lässt und in guter Stimmung spielt.
Zu einer erfolgreichen Eingewöhnung gehört auch, das Ihr Kind kleine "Helfer" mitbringt. Das kann ein Schmusetuch sein, ein Kuscheltier, ein Lieblingsbilderbuch, eine Decke oder auch ein Gegenstand von den Eltern, beispielsweise ein Halstuch oder auch ein Fotoalbum mit Bildern der Eltern.